Es ist mal wieder Sonntag.
Eine weitere Woche ist so gut wie vorbei und morgen, morgen ist dann auch schon wieder Montag. Ich liege in meinem Bett. Wenn man das überhaupt Bett nennen kann, eigentlich ist es nur eine überdimensionale Matratze, die mit Kissen jeglicher Form und Farbe und zwei Decken zugeschüttet wurde.
Hier liege ich also nun, inmitten von meinen Kissen, halbleeren Wasserfalschen, Klamotten, aufgeschlagenen Zeitschriften, einen Aschenbecher und was sich sonst noch so finden lässt. Vor mir erstrecken sich die ungefähr 3 Meter hohen Wände, an denen ich gestern Abend unter anderem ein Filmplakat von Trainspotting, mehrere Zeichnungen und eine rausgerissene Seite vom Wetter Magazin gehängt habe. Na gut, hängen ist relativ. Da ich nichts anderes gefunden habe, habe ich die Sachen mit Panzerband an die Wand gepappt. Ich bin mir bewusst, dass das vielleicht nicht die beste Lösung ist, aber ich war fest davon überzeugt, dass das Panzerband diesen Job easy meistert.
Jetzt, ungefähr 15 Stunden später, muss ich feststellen, dass ich mich da wohl geirrt habe. Die feinst säuberlich aufgehängten Objekte haben sich von ihrem Platz verabschiedet. Das Plakat ist bereits gestern Abend zu Boden gegangen, in der Nacht sind ihm die anderen dann gefolgt. Das Einzige, was noch bombenfest an der Wand klebt, ist die Seite aus dem Wetter Magazin. „Schema P – Prototypes“, ein Artikel von Mathis Neuhaus. Er handelt von dem in Zürich gegründeten Modelabel Prototypes, das den Fokus auf ein nachhaltiges Modeverständnis legt und aus Materialien von Vintage-und Deadstock-Beständen high fashion kreiert – i like! Jetzt hängen ein kleiner Ausschnitt + Bild an meiner Wand, ich frage mich wie lang wohl noch.
Irgendwie ist heute wieder so ein Tag. Einer, an dem man aus dem Bett lebt und man es nur verlässt, wenn der Pizzabote vor der Tür steht. Der Himmel ist von grauen Wolken durchzogen, die es der Sonne unmöglich machen hervor zu kommen. Es ist windstill und ab und zu regnet es für zehn bis fünfzehn Minuten. Man kann hören wie die Autos durch die Pfützen fahren – ab und zu klingt es so als würden mehrere kleine Wellen am Strand brechen. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor am Meer zu liegen, irgendwo im Süden. Vielleicht Türkei? Egal, Hauptsache irgendwo, wo es warm ist und die Sonne scheint. Auf einmal werde ich schlagartig von einem rasenden und hupenden LKW aus meinem „Kurzurlaub“ gerissen und direkt wieder in die Realität katapultiert. Ich realisiere, dass ich gerade nicht am Mittelmeer, sondern an einer Hauptstraße mitten in Duisburg bin. Toll, und nun?
Ich setze mich auf und zieh meinen Mac zwischen 3 Kissen hervor, öffne AmazonPrime Video und wähle die erste Folge der zweiten Staffel von Fleabag aus.
Eigentlich freue ich mich über diesen Tag. Denn es ist unfassbar schön, einen Tag zu haben, an dem man einfach mal sein kann. Einfach mal existieren, ohne etwas großartig zu machen. Das ist manchmal schon schön. Naja, je länger ich darüber nachdenke desto mehr freue ich mich irgendwie auch auf morgen. Denn morgen ist Montag und das bedeutet, dass die Zeit des kompletten Nichtstun endet. Noch ist es allerdings nicht so und aus diesem Grund rolle ich mich in meine Decke ein und drücke auf play.